Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Abwechselnd treten acht Personen auf der stark verkleinerten Bühne des Theaters am Halleschen Ufer auf. Eine Koreanerin erzählt eine Geschichte, die einem in der fremden Sprache unverständlich bleibt. Nur ihre manchmal größer werdenden Augen, ihre empörten Gesichtszüge oder ihre Hände, die immer wieder Bögen in die Luft malen, verraten etwas über ihre Gefühlslage. Ein Mann redet von Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Ein Rapper tritt auf, eine Gebärdensprachlerin und ein Arzt, der mit der Einfühlsamkeit eines geübten Mediziners einen Befund mitteilt. Diese Mini-Monologe summieren sich zu sehr viel Text. Man würde schnell die Aufmerksamkeit verlieren, wenn man sich den Menschen auf der Bühne nicht doch bedingungslos anvertrauen könnte. Es sind nicht ihre Äußerungen, die den Geist der Figuren manifestieren. Es ist die Art, wie sie dort unauffällig auf der Bühne stehen. Kein Bühnenbild, kein grelles Licht pumpt ihre Erscheinung auf. Niemandem merkt man an, ob er in eine Rolle geschlüpft ist oder nicht.

by
Postproduktion
Berlin, 2002