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Ausgangssituation | Die deutsche Gesellschaft ist längst eine multikulturelle. Jenseits der Debatten über Multikulturalismus, Einwanderungsbeschränkung und Leitkultur ist vor allem in den westlichen Bundesländern das Nebeneinander von deutschstämmigen MitbürgerInnen, MigrantInnen und deren NachfahrInnen längst fest etabliert. Wir gehen bei unseren Überlegungen für dieses Projekt von genau diesem Status quo aus, und suchen nach einem Weg, Jugendlichen auf spielerische Weise die gesellschaftlichen Chancen und Probleme nahezubringen, die mit diesem sowohl ethnischen wie kulturellen Nebeneinander einhergehen. Die Begegnung mit dem Fremden, dem Anderen, ruft immer eine Vielzahl von psychologischen Barrieren, Vorurteilen und Ängsten hervor, aber auch Neugier und Interesse auf alternative Lebensentwürfe, Bräuche und kulturelle Errungenschaften. Diese oft unbewussten Strategien, die jeder und jede - Deutsche wie "Ausländer" - im Umgang mit dem Fremden anwendet, prägen sowohl den zwischenmenschlichen Umgang in der Schule, bei der Arbeit usw. wie auch die offizielle Politik. Es gilt diese Mechanismen aufzudecken, sie für jeden und jede selbst erfahrbar und nachvollziehbar zu machen, um unseren Umgang mit dem Fremden zu hinterfragen und Toleranz und Akzeptanz zu fördern.

Aufgabenstellung | Die Aufgabe besteht für uns darin, eine Projekt zu entwickeln, das auf spielerische Weise die Auseinandersetzung mit Andersartigkeit und den unmittelbaren Reaktionen auf diese Andersartigkeit fördert. Das Projekt soll die zwischenmenschliche Auseinandersetzung ermöglichen, anstatt Dissens in virtuelle Kanäle abzuleiten. Es soll die sozialen wie kreativen Fähigkeiten der Beteiligten herausfordern und sie für die Problematik sensibilisieren. Dabei halten wir es für wichtig, dass der Spieltrieb nicht sofort in didaktischen Bemühungen erstickt wird, sondern der Kreativität und Meinungsäußerung ein Freiraum geschaffen wird. Auch sind wir uns von unserer eigenen Schulerfahrung her bewusst, dass ein Projekt, für das SchülerInnen im Rahmen des Schulbesuchs eine umfangreiche Vorbereitung und sonstige zusätzliche Leistungen erbringen müssen, um überhaupt teilnehmen zu können, wenig Sympathie gewinnen dürfte. Stattdessen gilt es, die vorhandenen sozialen Räume in der Schule zu nutzen und eine möglichst einfache und unmittelbar erfassbare Benutzung zu garantieren.

Spielsituation | Unser Projekt nutzt den Rahmen Pausenhof und große Pause, um diesen Ort für die Dauer der Pausen in ein Versuchslabor zu verwandeln, in dem ethnische und kulturelle Merkmale fiktiver und realer Personen erforscht, ausgetauscht und kommentiert werden können. Dazu werden verschiedene technische Hilfsmittel herangezogen: Ein großer Monitor oder eine Projektionsleinwand dient als Schnittstelle, an der alle den Spielverlauf verfolgen können. Ein bis drei Terminals, die für die Installation entwickelt werden, ermöglichen die Navigation/Bedienung des Spiels. Spielfeld ist jedoch der ganze Pausenraum, da die mehr oder weniger aktive Reaktion/Kommunikation der Zuschauer in die Gesamtsituation einfließt. Wahlweise können z.B. die Mobiltelefone der Schüler als zusätzliche Interfaces für eine Spielbeteiligung genutzt werden. Die beteiligten Spieler können an den Terminals auf eine Datenbank fiktiver Persönlichkeitsprofile von MigrantInnen und Deutschen StaatsbürgerInnen (Bild, Daten zur Person, Abstammung, Beruf, persönliche Geschichte) zugreifen. Diese Charaktere werden dann in einer noch zu entwickelnden Spielmechanik miteinander interagieren. Jeder Schritt ist auf der Projektionswand für alle Anwesenden sichtbar und wird vom Programm gespeichert. Gesichtszüge, ethnische Merkmale wie auch Angaben zur Person, Abstammung, persönlichen Geschichte etc. dienen als Basisdaten. Die dabei entstehenden Spielstände können von anderen anwesenden SchülerInnen spontan kommentiert und bewertet werden, mittels Interface (Terminal) via SMS oder Voting via Handy. Diese Reaktionen und jeweils aktuellen Kommentare werden ebenfalls auf der Leinwand sichtbar angezeigt und können so den Spielverlauf beeinflussen. Wer einem abgegebenen und angezeigten Kommentar widersprechen will, muss sich selbst zu Wort melden und seinen/ihren eigenen Kommentar dagegen stellen.

Optionen | Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Idee zu variieren und zu erweitern. - Der Katalog an Persönlichkeitsprofilen kann durch neue, von den Beteiligten selbst entworfene Profile ergänzt werden. Dazu ist an den Terminals jeweils eine Minikamera (webcam) installiert, die jeweils den/die den Terminal Bedienende/ Bedienenden, aufnimmt. Parallel dazu gibt der/die Beteiligte seine/ihre eigenen oder fiktiven Daten ein. - Die handelnden Charaktere können in ein Rollenspiel oder Abenteuerspiel eingebunden sein, das mit klaren Regeln vorgegeben ist. Der Spielrahmen sollte Alltagssituationen aufgreifen, die das Thema Migration betreffen. - Die Persönlichkeitsprofile können von allen variiert werden. Merkmale eines Profils können gegen Merkmale eines anderen Profils ausgetauscht werden. Dadurch können neue Charaktere mit neuen sozialen Kompetenzen geschaffen werden, die dann von den anderen Mitspielern bewertet werden. - Vorstellbar ist, dass Sprache eine besondere Rolle spielt. Mithilfe einer Übersetzungssoftware könnte die im Spiel notwendige Verständigung verfremdet und somit erschwert werden. - Das Spiel könnte zusätzlich durch eine Internetanbindung ergänzt werden. (Zugriff auf externe Daten, Verfolgung des Spielverlaufs von Außen, Archivierung, Dokumentation)

Dauer | Das Projekt sollte einige Tage hintereinander an einem Ort stattfinden. Der materielle Aufwand sollte möglichst schlank gehalten werden, um Transport, Aufbau und Betreuung vor Ort so einfach wie möglich zu machen. Die einzelnen Bestandteile der Installation sollten sich flexibel der jeweiligen örtlichen Situation anpassen lassen. Das Projekt sollte von den an der jeweiligen Schule Lehrenden betreut und kontrolliert werden können.

Nachbereitung | Das ganze Projekt sollte dokumentiert und idealer weise auf einem Webserver publiziert werden. So ließen sich die Ergebnisse, Tendenzen und Meinungen von verschiedenen Schulen vergleichen und diskutieren. Denkbar wäre auch eine rein internetbasierte Fortführung der Aktion über einen längeren Zeitraum. Für die Einbindung in den Unterricht sollte das Datenmaterial den Lehrenden komplett zugänglich sein und gegebenenfalls von ihnen nachbearbeitet werden.

 

 

 

 

 


Profilesharing
(Arbeitstitel)

Konzept für eine Wanderinstallation zum Thema Migration an bundesdeutschen Schulen
in Zusammenarbeit mit takt|labor, Charlotte Kaiser und Atelier 24

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